Russland für Tram-Freunde 2019

Nicht zum ersten mal hat der Reiseveranstalter Paneurasia eine Gruppenreise nach Russland organisiert – nicht zum ersten mal hat sich bewiesen: durch das Reisen werden Vorurteile beseitigt, Feundschaften entstehen, Reisen ist schön, Reisen verbindet.

Eine kürzlich verreiste Gruppe von 35 Teilnehmern wurde von den Mitarbeitern vom Russlandexperten Paneurasia bei allen Fragen rund um Russland und die bevorstehende Fahrt unterstützt – sowohl vor, als auch während des zweiwöchigen Ausflugs von Moskau bis zum Rand des Kaukasus, unter anderem durch Kolomna, Tula, Orjol, Kurst, Woronesch, Rostow am Don, Krasnodar, Pjatigorsk und Mineralnye Vody. Paneurasia hat vom Visum, Unterbringung, Transfer und Verpflegung bis zu dem besonderen Wunsch der Teilnehmer, alles organisiert.

Die 35 Teilnehmer, unter anderem aus Österreich, der Schweiz, Norwegen und England, sind große Freunde des Straßenbahnbetriebes. So war Ihr Wunsch eine Tour durch insgesamt 12 Städte Russlands mit jeweils interessanten Straßenbahnen, der Technik und Ihrer Geschichte. Der Besuch in Russland wurde auch mit dem Tourismusprojekt „Der Goldene Ring des Bosporianischen Königreichs” verbunden. Die Gruppe hatte so die Möglichkeit die Geschichte des antiken Bosporianischen Reiches touristisch zu erkunden. All das hat Paneurasia mit großer Freude ermöglicht. So konnte der Reiseveranstalter wieder einmal einen Teil dazu beitragen, dass die Voreingenommenheit gegenüber dem Land und den Russen, genommen wird.

Die Gruppe ist begeistert und von der russischen Gastfreundlichkeit entzückt, zurückgekehrt und bedankt sich für die gute Organisation und den direkten Kontakt zu den Mitarbeitern von Paneurasia.

Ausführliche Reisebericht eines der Mitreisenden:

Reise für Straßenbahnfreunde von Moskau nach Wladikawkas – von Paneurasia organisiert

Vom 18.05. bis 02.06. konnten 35 Straßenbahnfreunde überwiegend aus Deutschland, aber auch aus Österreich, der Schweiz, Norwegen und England 12 Städte mit Straßenbahnbetrieben, beginnend in Moskau bis zum Rand des Kaukasus besuchen. Mit einem komfortablen Reisebus konnte von Hotel zu Hotel gefahren werden, sodass der schnelle Wechsel zwischen den Städten schnell und unkompliziert möglich war. Die Hotels überzeugten weitgehend mit komfortabler Ausstattung. Ein besonders glücklicher Umstand war das nahezu ausnahmslos sonnige Wetter, den einzigen Regentag gab es nur auf einer langen Busfahrt. Beeindruckend war auch die Gastfreundschaft in den meisten Straßenbahnbetrieben, die von der Gruppe besucht wurden.

Moskau

Auftakt war eine Sonderfahrt in Moskau mit dem einzigen fahrfähigen und frisch restaurierten Zweiachser-Zug KTM/KTP-1, derartige Wagen wurden von 1948 bis 1961 an die meisten sowjetischen Straßenbahnbetriebe geliefert und bestimmten in vielen Städten bis in die siebziger Jahre das Stadtbild. Auf der Strecke zur Universität konnte zwischen Bauten der fünfziger/sechziger Jahre bei Fotohalten das weitgehend unveränderte typische sowjetische Stadtbild festgehalten werden. Auch konnten im Betriebshof Apakowa viele andere Moskauer Museumswagen und interessante Arbeitswagen bewundert und fotografiert werden.

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Tram aus den siebziger Jahren

Kolomna

Bereits am Nachmittag ging es mit dem Bus weiter nach Kolomna. Neben dem gut funktionierenden Straßenbahnbetrieb war vor allem die Altstadt interessant. Hier sind in den letzten Jahren viele Cafés, kleine Läden und Museen entstanden, die Altstadt wurde (und wird) im Stil der Zeit um 1900 restauriert und ist vor allem im Sommer beliebtes Ausflugsziel der Moskauer am Wochenende.
Für die Gruppe gab es am nächsten Vormittag eine Sonderfahrt mit zwei verschiedenen Wagentypen: Zunächst mit dem letzten Vierachser KTM-5 von 1989 (von diesem Wagentyp wurden zwischen 1969 und 1992 über 14 000 Stück für die meisten sowjetischen Städte gebaut), anschließend mit einem neuen Spektr 71-407 von 2018, mit 21 derartigen neuen Wagen (mit Niederflureinstieg in der Wagenmitte) wurde die Straßenbahn Kolomna voriges Jahr gut für die nächste Zeit ausgerüstet. Nach einem Besuch des Straßenbahnmuseums in einem 125 Jahre alten Holzhaus konnte man sich in einem der kleinen Restaurants stärken, bevor es am Nachmittag weiter nach Tula ging.

Tula

Tula besitzt einen Kreml, dessen gesamter Bereich in den letzten Jahren komplett restauriert wurde, zu empfehlen ist ein Besuch der Kirche in Platzmitte sowie des historischen Museums. In der zum Kreml führenden Fußgängerzone warten einige Häuser hinter Planen noch auf ihre Instandsetzung. Die vielspurigen Hauptstraßen der Stadt sind voll mit Autos, diese und die kleinen Marschrutkis machen Straßenbahn und Obus sehr zu schaffen. Die Fahrplanintervalle betragen etwa 15 – 20 Minuten, vor allem die Straßenbahnen kommen wegen der zahlreichen Ampeln in der Stadt nur langsam voran. Die Gruppe konnte bei einer Depotbesichtigung sich ein Bild von der recht schwierigen Lage machen, anschließend gab es eine Sonderfahrt mit einem Zweiachser aus den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts. Vor dem Obusdepot konnte ein Denkmal mit einem Obus SiU5 aus den sechziger Jahren besichtigt werden, auch ein Besuch des Obusdepots war möglich.

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Obus SiU5 aus den sechziger Jahren

Orjol

Am Mittwoch ging es früh recht zeitig mit dem Bus in das etwa 3 Stunden entfernte Orjol weiter. Der in den letzten Jahrzehnten gut funktionierende Straßenbahn- und Obusbetrieb ist leider seit einigen Monaten in starken finanziellen Schwierigkeiten, Stromrechnungen und Löhne der letzten 3 Monate waren noch nicht bezahlt. Die bisher in dichtem Takt fahrenden 3 Straßenbahnlinien mussten deshalb auf 15-Minuten-Intervalle gekürzt werden, beim Obus wurde noch drastischer reduziert. Trotzdem wurde die Gruppe im Betriebshof sehr herzlich empfangen und konnte alles besichtigen, auch ein kleines Straßenbahnmuseum im Verwaltungsgebäude. Trotz aller Schwierigkeiten ist der Wagenpark sehr gepflegt, am Gleisnetz sind allerdings Investitionsrückstande deutlich zu sehen.

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Innenstadt von Orjol

Kursk

Am Donnerstag ging es wieder gleich nach dem Frühstück mit dem Bus los, diesmal nach Kursk. Hier ist der Zustand des Straßenbahnbetriebes noch bedenklicher. Der Gleiszustand der Strecken ist generell sehr schlecht, eine wichtige Verbindung im Stadtzentrum wurde leider vor ca. 15 Jahren stillgelegt. Auch der Wagenpark ist abgewirtschaftet, die Reparaturen einzelner Wagen können den allgemeinen Verschleiß leider nicht ausgleichen. Im letzten Jahrzehnt erhielt man gebrauchte Wagen aus Prag und Moskau, welche weitgehend in ihrem Übernahmezustand eingesetzt werden.
Depot und Werkstatt wollte man der Gruppe wohl deshalb nicht zeigen, dafür gab es einen Besuch im Straßenbahnmuseum im Verwaltungsgebäude und anschließend eine Sonderfahrt mit einem Replika-Zweiachser mit offenen Plattformen. Offenbar stieß der Besuch einer ausländischen Gruppe aber in Kursk auf besonderes Interesse der Presse, mehrere Vertreter führten Interviews und begleiteten die gesamte Sonderfahrt.
Am Nachmittag konnte sich jeder selbst ein Bild von Stadt und Straßenbahn machen. In besserem Zustand ist der Obusbetrieb mit vielen recht neuen Fahrzeugen und recht dichtem Takt auf der Hauptachse der Stadt, die Straßenbahnstrecken führen leider im Bogen um das Zentrum herum und von einer langen Strecke im Süden erreicht man das Zentrum nur mit Umsteigen.

Am Freitag stand der Besuch der Schnellstraßenbahn Starij Oskol auf dem Programm, diese verbindet ein großes Neubaugebiet mit einem Industriekomplex im Süden und wurde erst 1981 eröffnet. Hier wurde die Gruppe besonders herzlich vom Direktor und seiner Belegschaft empfangen. Nach umfangreicher Besichtigung des Depots gab es zunächst ein Mittagessen für alle in der Betriebskantine. Anschließend gab es Sonderfahrten mit drei verschiedenen Wagen: Zunächst mit einem mit zwei Fahrerständen umgebauten KTM-5, davon gibt es zwei Wagen, welche zwischen stadtseitiger Wendeschleife und dem Betriebshof als Pendelwagen eingesetzt werden. In der stadtseitigen Wendeschleife stieg die Gruppe in einen neuen Vierachser Stadler 62103 aus der Fabrik Minsk um und fuhr zum Depot zurück. Anschließend gab es eine Fahrt mit einer KTM-5-Doppeltraktion, welche sonst für den Arbeiterverkehr zum Schichtwechsel verwendet werden. Mehrere Fotohalte auf der Strecke waren trotz recht dichtem Verkehr möglich.

Woronesch

Zwei Stunden später als eigentlich geplant ging die Busfahrt weiter nach Woronesh, dort wurde die Gruppe am Abend im einzigen Obusdepot schon erwartet. Bei einer Führung konnte das Gelände inspiziert werden, derzeit sind noch drei Linien des einst umfangreichen Netzes in Betrieb. Woronesh hat durch Eingemeindungen inzwischen eine Million Einwohner erreicht und ist die größte Stadt in Europa ohne städtischen elektrischen Schienenverkehr, die Straßenbahn wurde zwischen 2001 und 2009 komplett stillgelegt. Im Rathaus gibt es inzwischen Überlegungen zur Wiedereinführung eines Stadtbahnsystems, konkrete Pläne gibt es allerdings nicht. Neben ungeklärter Finanzierung fehlt auch ein geeigneter Anbieter für ein solches System. Es gibt auch Überlegungen zum Bau einer Metro, hier wären die Kosten aber um ein Mehrfaches höher. So wird der öffentliche Personenverkehr der in den letzten Jahren umfangreich renovierten Stadt vor allem durch gebrauchte Busse aus Westeuropa bestimmt, die noch vor etwa 15 Jahren massenhaft eingeführten Marschrutkis haben inzwischen wieder Fahrgäste verloren.

Lipezk

Von Woronesh aus besuchte die Gruppe am Sonnabend die etwa 120 Kilometer entfernte Industriestadt Lipezk, diese wird durch ein riesiges Stahlwerk dominiert. Ein hier früher vorhandenes Straßenbahnnetz wurde Anfang dieses Jahrhunderts leider erheblich dezimiert, vom Zentrum gibt es nur noch eine Strecke durch ein umfangreiches Wohngebiet aus den achtziger Jahren zum Stahlwerk und Industriegebiet im Süden, eine kilometerlange Zweigstrecke entlang der Industrieanlagen hat nur noch im Berufsverkehr einige Bedeutung. Ersetzt wurde die Straßenbahn im Zentrum und den älteren Stadtteilen durch die Erweiterung eines Obussystems, dieses wurde dann 2017 komplett eingestellt. Auch in Lipezk bestimmen gebrauchte Busse aus Westeuropa das Geschehen.

Rostow am Don

Am Sonntag gab es eine lange Busfahrt von Woronesh bis nach Rostow am Don (ca. 600 Kilometer), auf gut ausgebauten Straßen war das recht angenehm zu bewältigen.
In Rostow/Don gab es leider keine Möglichkeit, die Depots von Straßenbahn oder Obus zu besichtigen. Der städtische Verkehrsbetrieb setzt vor allem auf neue Busse, die Betriebshöfe der Straßenbahn sind veraltet und die wichtigste Strecke in ein riesiges Neubaugebiet wurde vor etwa 20 Jahren stillgelegt (neben einigen anderen). Trotzdem wurden in den letzten Jahren die Straßenbahngleise in einigen Straßen mit moderner Technologie komplett erneuert und auch neue Fahrzeuge wurden angeschafft: Zuletzt 2016/17 dreißig Niederflurwagen Typ „City Star“ aus der Fabrik Twer. Auch dieses Jahr wird wieder eine Straße mit Gleisen komplett saniert. Überlebt hat der Straßenbahnbetrieb auch durch eine Strecke durch eine dorfartige Siedlung auf einem Hügel im Westen der Stadt: Hier kann auf den weitgehend unbefestigten Straßen einfach kein Ersatzverkehr mit einem anderen Verkehrsmittel eingerichtet werden. Mitten in diesem Gebiet befindet sich ein Straßenbahndepot (Lengorodskoje) aus den zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts, in welchem die für den Verkehr in diesem Gebiet erforderlichen Wagen beheimatet sind. Bis auf zusätzliche Gleise für den zu Sowjetzeiten wesentlich umfangreicheren Verkehr (welcher nicht mehr existiert) hat sich im Depot nichts Wesentliches geändert, ein neu errichteter Zaun um den gesamten Komplex soll es jeglichen Blicken neugieriger Menschen entziehen. Als Besonderheit wurde vielen Teilnehmern der Gruppe allerdings unbewusst eine besondere Attraktion geboten: Mit dem vermutlich letzten fahrfähigen Wagen des sowjetischen Einheitstyps KTM-2 (der in den sechziger/siebziger Jahren fast überall in der Sowjetunion anzutreffen war), welcher seit Jahrzehnten als Arbeitswagen mit einer Hubbühne auf dem Dach existiert gab es auf der reizvollen Dorfstrecke eine Einsatzfahrt zum Beschneiden der Bäume, die abgeschnittenen Äste und Zweige wurden in einen folgenden Gleisbau-Kranwagen verladen.

Asow

Am Nachmittag gab es für interessierte Teilnehmer einen Ausflug ins 30 Kilometer entfernte Asow. Hier war die Gruppe in das städtische Museum eingeladen worden, das Museum wurde extra für die Gruppe geöffnet (Montag ist es geschlossen). In der riesigen Anlage reichte die Zeit nur für einen kurzen Besuch der Säle zur Entwicklung der Lebewesen auf der Erde (mit beeindruckenden originalen Knochenfunden von Sauriern) sowie der griechischen Sammlung – Asow war einst der äußerste Punkt des hellenistischen Reiches. Zur Besichtigung der zahlreichen Sammelstücke wurden Käse, Oliven und griechischer Wein gereicht. Für das gesamte Museum benötigt man eigentlich mindestens einen ganzen Tag, so blieb ein erster, aber überwältigender Eindruck. Ein Bummel zur Uferpromenade am Asowschen Meer rundete den Besuch ab.

Taganrog

Am folgenden Dienstag gab es einen Tagesausflug in die 80 Kilometer entfernte Stadt Taganrog mit einem gut funktionierendem Straßenbahnbetrieb. Nach umfassender Depotbesichtigung gab es eine Sonderfahrt mit einem zum Museum der Armee umgestalteten Vierachser Typ 71-134 aus der Produktion St. Petersburg, der Wagen kommt ansonsten im täglichen Berufsverkehr zum Einsatz. In der anschließenden freien Zeit konnte man zum Strand am Asowschen Meer bummeln oder die Straßenbahn in der durch viele Dorfhäuser geprägten Stadt erkunden und fotografieren, mit etwas Glück sah man auch einen der wenigen derzeit verkehrenden Obusse.

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Denkmal am Bahnhof von Taganrog

Nowotscherkassk

Am Mittwoch erfolgte die Weiterfahrt von Rostow am Don zunächst ins 40 Kilometer entfernte Nowotscherkassk. Hier besteht ein kleiner Straßenbahnbetrieb mit einer Stadtstrecke und einer langen Überlandstrecke in ein Industriegebiet, die Straßenbahn hat in den letzten Jahrzehnten um ihr Überleben gekämpft. Bedeutung hat eigentlich nur die Stadtstrecke, auf der Überlandstrecke fahren derzeit maximal zwei Wagen aller 82 Minuten, und auch nicht den ganzen Tag. Nachdem 2017 ein Wagen auf der Strecke ausbrannte schien das Ende der Straßenbahn gekommen, die Stadt entschied aber anders und 2018 konnten 6 neue Wagen Spektr 71-407 beschafft werden. Das schlechte Gleisnetz macht den Wagen sehr zu schaffen und auch der Betriebshof müsste modernisiert werden, laut Aussagen eines Mitarbeiters der Stadt sind Gleisbauarbeiten in nächster Zeit vorgesehen.

Krasnodar

Am späten Mittag fuhr der Bus mit der Gruppe dann weiter nach Krasnodar. Bereits bei der Einfahrt in die Stadt erlebten die Teilnehmer mit Autos vollgestopfte Straßen und lange Staus, an denen Straßenbahnen in dichtem Takt vorbei fuhren. Krasnodar besitzt einen der am besten funktionierenden Straßenbahnbetriebe in Russland. Die Strecken befinden sich nahezu komplett auf eigenem Bahnkörper oder in schmalen Straßen mit grober Pflasterung, welche für den Autoverkehr gesperrt sind. Der Gleiszustand ist gut und erlaubt hohe Geschwindigkeiten, es gibt 15 Linien im 10-Minuten-Takt, meist führen mehrere Linien über eine Strecke, so dass in dichtem Abstand gefahren wird. Auf vielen Linien kommen Doppeltraktionen zum Einsatz, anders ließe sich das Fahrgastaufkommen auch nicht bewältigen. Der Fahrplan kann im Internet eingesehen werden und wird eingehalten. So entschied die Gruppe bereits am Abend, am nächsten Tag in Krasnodar komplett auf den Reisebus zu verzichten und die Straßenbahn zu benutzen.

Das Programm am Donnerstag begann mit einer Besichtigung im Ost-Depot, in welchem sich auch viele interessante Arbeitswagen befinden. Auffallend war, dass auf der großen Abstellfläche keine Straßenbahnwagen standen, alles war im morgendlichen Berufsverkehr im Einsatz. Anschließend gab es eine Sonderfahrt mit dem bisher einzigen Niederflur-Gelenkwagen „Vitjas“ auf einer ursprünglich als Vororteisenbahn angelegten Strecke, der Wagen konnte dabei seine Höchstgeschwindigkeit präsentieren. Über eine andere Strecke im Norden mit Fotopause an einer dicht befahrenen Straßenbahnkreuzung fuhr der Wagen weiter ins Stadtzentrum, es folgte ein Fußmarsch zur Hauptwerkstatt. In diesem ehemaligen Depot werden Straßenbahnen und Obusse nicht nur regelmäßig aufgearbeitet, es erfolgen auch Modernisierungen. Nach einem Besuch des kleinen Straßenbahnmuseums im Verwaltungsgebäude konnten interessierte Teilnehmer mit einem Linienwagen noch zum West-Depot fahren und dieses besichtigen. In der kurzen verbliebenen freien Zeit am Nachmittag konnte jeder selbst die Stadt erkunden.

Pjatigorsk

Am Freitag gab es bereits 6 Uhr Frühstück, denn eine weitere lange Busfahrt bis nach Pjatigorsk (437 Kilometer) über zum Teil schmalere Straßen stand auf dem Programm. So erreichte der Bus mit der Gruppe Pjatigorsk gegen 13 Uhr. Zunächst wurde die kleine Hauptwerkstatt im ehemaligen alten Depot besichtigt, anschließend gab es als Sonderwagen einen Tatra-T3 mit an den Seiten offenem Fahrgastraum. Mit diesem gab es zunächst eine Foto-Fahrt auf einer eingleisigen Strecke, nach dem planmäßigen Linienwagen hatte die Gruppe 30 Minuten Zeit für Fotohalte. Anschließend ging die Fahrt in das am westlichen Ende gelegene Hauptdepot, auch dort gab es eine Besichtigung. In der anschließenden Freizeit konnte man weitere Strecken abfahren. Am Abend nutzten einige Teilnehmer die Möglichkeit, „Die Fledermaus“ im städtischen Theater zu erleben.

Wladikawkas

Am Sonnabend hieß es erneut zeitig aufstehen und 6 Uhr frühstücken, um bei einem Tagesausflug nach Wladikawkas (200 Kilometer) dort ausreichend Zeit zu haben. Der Bus erreichte nach etwa 3,5 Stunden Fahrt die am Rand des großen Kaukasus gelegene Stadt, in der Hauptwerkstatt des Straßenbahndepots wurde die Gruppe schon erwartet. Die finanzielle Situation der Straßenbahn ist nicht rosig, 2016 musste der Betrieb Insolvenz anmelden und wurde anschließend umstrukturiert. Ein Teil der Belegschaft musste entlassen werden, geblieben sind viele gut ausgebildete Mitarbeiter, welche unter den gegebenen Bedingungen (das Depot entstand 1905 und wurde nie grundlegend modernisiert) erstaunlich gute und qualitativ hochwertige Arbeit leisten. Vorhanden sind gebrauchte, in den neunziger Jahren in Ostdeutschland modernisierte Tatra-Wagen aus Magdeburg sowie einige Wagen aus Dresden als Reserve. Seit 2016 werden die Wagen gründlich aufgearbeitet, der Innenraum erhält neue Sitze, äußerlich erhalten die Wagen eine neue rot/weiße Lackierung. Die Arbeiten entsprechen qualitativ durchaus europäischem Standard.

Russland für Tram-Freunde 2019
Die Reisegruppe

Wegen des Internationalen Kindertages gab es in der Innenstadt ein großes Fest mit Sperrung der dort verlaufenden Straßenbahnstrecke, dadurch konnte leider für die Gruppe keine Sonderfahrt mit dem eigenen Partywagen durchgeführt werden. Dafür konnte noch die Einsatzstelle der Linienwagen besichtigt werden, hier wurde in den letzten Jahren gründlich aufgeräumt. Die Mitarbeiter im Depot überraschten die Gruppe mit kalten Getränken an diesem recht heißen Tag.

In der folgenden freien Zeit konnte man Straßenbahnstrecken abfahren oder auch das Stadtzentrum besichtigen. Vor der Rückfahrt des Busses überreichten Mitarbeiter des Verkehrsbetriebes noch landestypisches Gebäck.

Auf der Rückfahrt fuhr der Bus auf Bitte vieler Teilnehmer noch einen kleinen Umweg durch Naltschik, im Abendlicht gab es einen Fotohalt für die letzten an diesem Tag noch verkehrenden Obusse. Wie an jedem Abend saß die Gruppe beim gemeinsamen Abendessen im Hotel noch zusammen, wie immer gab es Bier und andere kühle Getränke.

Mineralnyje Wody

Am Sonntag ging es dann nach dem Frühstück zum Flughafen Mineralnyje Wody, hier begann der Heimflug über Moskau-Scheremetjewo nach Berlin. Die Teilnehmer waren wohl einstimmig der Meinung, dass die Reise sehr gelungen war und nächstes Jahr unbedingt wieder eine Russland-Reise stattfinden soll. Das Land ist ja riesengroß, die Wolga-Region als nächstes Ziel klingt vielversprechend.

Abschließend möchten wir uns für die gute Organisation beim Reisebüro Paneurasia bedanken, welche den Bus, die Hotels sowie Frühstück und Abendessen im Voraus organisiert haben und auch die Sonderfahrt in Moskau ermöglicht haben. Während der gesamten Reise gab es direkten Kontakt, um Fragen und Unklarheiten sofort und unbürokratisch lösen zu können. So macht eine Gruppenreise wirklich Spaß!

 

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